Harfenwochenende bei Eric Kleinmann

Seit sechs Jahren lädt Harfenbauer Eric Kleinmann im Frühsommer zu sich ins baden-württembergische Rangendingen ein. Dort erwartet die Teilnehmer*innen ein kleines, aber äußerst feines Workshopwochenende zur historischen Harfe. Die Spielkurse fanden dieses Mal vom 22. bis 24. Juni statt und waren wieder gut besucht. Es ist angeraten sich im kommenden Jahr rechtzeitig zur Teilnahme zu entscheiden um einen der begehrten Plätze zu ergattern.

Das Kursprogramm

Angeboten wurden drei Kurse: Ein Einsteigerkurs zur mittelalterlichen und gotischen Harfe mit Atsuko Sawada Kleinmann, Gotische und Renaissance-Harfe für Fortgeschrittene mit Claire Piganiol sowie ein Kurs zur Arpa Doppia und italienischen Tripleharfe mit Monika Mandelartz.

Alte Musik in historischen Räumen

Da der Schmiedehof recht klein ist und in seinen Räumen nur zwei Kurse beherbergen kann, wird ein Kurs (und das ist ein ganz besonderes Schmankerl) tagsüber ins benachbarte Bodelshausen ausgelagert. Dort steht ein Fachwerkhaus aus dem 15. Jahrhundert, das von seinen engagierten Besitzern liebevoll restauriert wurde. Ausgestattet mit einem üppig blühenden Garten und einer Stube, in der es sich leicht in die frühe Renaissance zurück versetzen lässt, birgt dieses Haus nicht nur eine sehr dichte Atmosphäre, sondern liefert auch durch die Funde, die bei den Sanierungsarbeiten im Keller auftauchten, ein spannendes Stück spätmittelalterlicher Geschichte, über das die sympathischen Hausbesitzer gerne Auskunft geben.

Die Stube des Bodelshausener Fachwerkhauses. Foto: © Birte Sedat, 2017

Im Anschluss an die intensiven Kursstunden und das Abendessen im benachbarten Gasthaus fanden Konzerte der Referent*innen statt. Die Klosterkirche zum Heiligen Kreuz, ein barockes Kleinod aus der Zeit um 1750, das auf den berühmten bayrischen Barockarchitekten Johann Michael Fischer zurückzuführen ist, bot für die meist geistlichen Werke, die gespielt wurden, eine hervorragende Bühne.

Faule Haut ist nicht…

Claire hatte sich dieses Jahr etwas Besonderes ausgedacht. Ihr Workshop konzentrierte sich auf Instrumentalmusik aus der Sammlung des Organisten Elias Nikolaus Ammerbach, Nürnberg (1530 – 1597). Zwar hat Ammerbach in erster Linie für die Orgel geschrieben, seine Noten lassen sich aber auch gut auf der Harfe umsetzen und weil die Zeit passt gab es endlich die Möglichkeit die Schnarrhaken einzusetzen. Die Menge an Stücken war beachtlich. Claire hatte uns sechs Tänze und drei weitere Stücke mitgebracht – es gab also gut zu tun. Aber an einem solchen Wochenende geht es auch nicht unbedingt darum, alles perfekt spielen zu können. Wir einigten uns auf eine Auswahl an Stücken, die wir intensiver erarbeiten wollten. Der Rest ist Inspiration und Material zum mit nach Hause nehmen für das eigene Repertoire.

Am Sonntag schließlich fand das große Finale für die Workshopteilnehmer*innen statt. Jeder Kurs hatte es, trotz der kurzen Zeit, geschafft Stücke vorzubereiten, die nun abschließend vorgetragen werden durften.

Die kleinen gotischen Harfen, die im Kurs von Claire Piganiol (links) gespielt werden, klingen im Ensemble besonders schön. Foto: © Jürgen Steiner, 2018

Das ergab für alle ein großartiges Abschlusskonzert. Ich denke ein bisschen Stolz (und vielleicht auch etwas Erleichterung?) kann man unseren Gesichtern schon ablesen. Und etwas wehmütig sind alle natürlich auch, als es dann nach dem Mittagessen wieder auf den Heimweg ging. Aber so ganz heimlich lässt es sich ja vielleicht schon auf das Rangendinger Harfenwochenende 2019 freuen.


Der Veranstalter:
Eric Kleinmann / Schmiedehof Rangendingen

Meine Lehrmeisterin:
Claire Piganiol

Geschichtliches zum Fachwerkhaus in Bodelshausen:
Verborgenes ans Licht gebracht

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